Sonntag, 23. November 2014

gestern*


Mitternachts
Noch raus
Gut eingepackt und nur schokolade in der nackten hand halten
Haare an der schlucht wehen lassen
Mit nachtluft und mondenlicht lunge und geist füllen
Bis ich durchdrungen bin
Vom moment und der ruhe und mir
Den fluss klarer sehe
Oder das licht das bricht auf tanzender seide
Und auch den nebel der sanft sich senkt vom berg aufs tal
Wie eine decke aus geborgenheit
Das windspiel der blätter und murmeln der wellen reiner höre
Und vielleicht auch den atem der erde
Auch wenn das kitschig klingt
Schwarze schokolade mit chili knacken lassen
Und alles auf einmal spüren
Die kühle der nacht auf der wange
zufriedenheit im nacken
schärfe auf der zunge
Mit dem herzen denken
Life´s a reflection of dreams

Und dann renn ich
Lass die schokolade am fluss liegen
Weil ich meine beine nicht mehr halten kann
Und renne zum berg hinauf
Durch die dunkelheit
Zur nassen wiese
Zum weißen mond
Zu kahlen obstbäumen
Und stöhne laut ein dankgebet in alle himmelsrichtungen


Sonntag, 16. November 2014

föhnföhnföhn#1

An so schönen wunderbar föhnigsten tagen
Die mein sind so wie sonst nichts
Steig ich ein in ein neues bewusstsein
Meine seele zieht ihr schönstes kleid an
Macht sich bereit zum ball der 10.000 glücklichsten herzen
Übt tanzschritte auf dem parkett der zufriedenheit
Nur ein wermutstropfen
Es ist die sehnsucht
Tanzt mit im gleichschritt
Und ist soviel mein wie der föhn
Das allerliebste wetter
Weil er kommt
Wenn man es nie erwartet
Der faktor x in der prognose
Der unberechenbare
Der so vielen menschen leid bereitet
Er ist meine freude und mein anlass
Das leben zu feiern
Die sehnsucht
Sie schwingt sowieso immer mit
Ob föhn, regen oder sturm
Ich lass proseccokorken knallen um 6 in der früh
Und behalt das feuer im herzen
die glut in der hand
Auf zum tanze
verdammt!

föhnföhnföhn


Ein gelber himmel weckt dich
Rosa streifen durchzogen
Graue wolken jagen luftschlösser
in den horizont gebaut und
Ein warmes licht hüllt den fluss und die goldenen blätter 
in eine wiege aus geborgenheit
Ein wohlwollender wind streicht über die schlaftrunkene wange
Nicht mal an der schlucht ist es kühl
Sondern sehr angenehm
Als würd doch noch der sommer kommen
So spät
Im november
Und alle überraschen, die nie an wunder glaubten.

Sonntag, 14. September 2014

scheisszeit#1


und dann kommt die ewige scheisszeit 
wo es viel zu kalt ist für warme gefühle
abgrenzung ist mein problem 
nicht hingabe
aber das hab ich auch nicht gedacht
bin ein spiegel ein elender
das ist schon eine aufgabe immer so ein spiegel sein müssen

 ...und immer kalte füße und immer glühmost
und immer filzpatschen und immer bärenfell und immer kaminfeuer und immer rotwein
und immer tee und immer wolldecke und immer spekulatius
und immer zweisamkeit...

DAS 
ist der punkt
der wunde
die schrunde
der herbst der wie salz brennt
drinnen und draussen trennt
seele und herz hemmt
münder verklemmt
puh
lässt mir keine ruh
temperaturen konfrontieren
vielleicht hilft umorientieren
wie wär es würd ich die kälte lieben lernen
über meiner mütze nur die sternen
kein grad zuviel das von einsamkeit ablenkt
keine sonne die unverdient wärme schenkt
keine licht das über mein haupt sich senkt
blablabla

ja echt so eine scheisszeit
aber was soll man da machen
weinen oder lachen
schlussendlich egal
nein
nicht egal
kotzt mich an
jedes jahr kommt verlässlich die scheisszeit
jetzt ist aber schluss damit
mit der verdammten scheisszeit
immer diese scheisszeit
ich reiss dem klima mein drehbuch aus der hand
vom herz den verband
lass hinein was an wärme in der welt und in mir tollt
ich hab was zu tun
der stein 
er rollt

ich dreh das feuer das brennt im herzen lauter

der scheisszeit:

da schaut er




blätterfallen#1

immer dieses blätterfallen
blätterfallenblätterfallen
immer da wurde ich traurig
weil herbst wird
und weil so viel schon vorbei ist
und auch ein bisschen wie es vorbei ist
vielleicht auch
weil so viel an mir vorbei ist
und und
weil der herbst der frühling der melancholiker ist
und weil auch immer ein bisschen neuanfang und so
kommt noch aus der schulzeit das feeling
da bin ich mir sicher
das haben die uns so eingeimpft
weil sie gedacht haben
jetzt kommt so eine lange scheisszeit
da müssen wir sie glauben lassen
auch im herbst können sie sich noch neu erfinden
obwohl jedes kind weiss der herbst bringt den tod
und darum haben sie den schulanfang im september gemacht
obwohl das eigentlich von sieben kommt
aber es gab mal eine zeit unter augustus oder so
da war es auch der erste monat und danach haben sie erst angefangen uns zu bescheissen
aber gehüpft wie gehatscht
es ist immer dieses
blätterfallenblätterfallen
immer da wurde ich traurig
das scheisst mich jetzt an
und drum lass ich es halt
es ist sowieso immer dieses blöde blätterfallen
blätterfallen
ob du traurig bist oder nicht
ist doch den bäumen wurscht
na also
die lassen einfach ihre blätterfallen
blätterfallen
blätterfallen
die haben schon ideen die bäume die
wenn wir das täten
das wär ja eine revolution
wir würden uns jeden frühling ein neues kleid anziehn
und blühen
und schatten spenden
und früchte schenken
und dann blätterfallenblätterfallen
und in uns gehn und auch ein bisschen tot
und im frühling wieder ein neues kleid anziehn
und blühen
und schatten spenden
und früchte schenken
und dann wieder blätterfallenblätterfallen
also das wär schon eine revolution
ich fang jetzt an
mit der revolution der jahresezeiten
und und
lass blätterfallen
lass blätterfallen








Mittwoch, 30. Juli 2014

Instanttravels

 Man sollte Entscheidungen nicht so ernst nehmen. Das Leben ist kein Schachspiel. 
Es ist ein Experiment. 
Dann also laufen.
Entscheidungen wechseln stündlich die Richtung. Richtig und falsch sind weit entfernte oder nicht existente Häfen auf der unglaublichEn Reise übers Meer.
Bin gespannt wie ein Regenschirm aufs Leben hinter den Bergen. Oder VOR den Bergen? Letztendlich Ansichtssache wie so vieles.
Ich muss mein Hirn säubern.
Müll rausdörren.
Friede finden.
Bin oft so aufgeregt, dass mein Atem sehr schnell geht, als hätte ich Sex, oder ganz darauf vergesse, um kurz darauf nach Luft zu schnappen, diesem Lebenselixier. 
Überall lauern absurde Situationen wie ein Plastiksack der sich im Gestrüpp am Strand verliert.
Leute, die kreischen neben mir, während ich stumpfe oder hochtrabende Gedanken durch die Lüfte der Welt jage. Alles Leben spielt sich im Kopf ab. Eiskaltes Bier tropft auf heiße, nackte Schenkel.

Dienstag, 15. Juli 2014

bäume und menschen fressen

kannst du bäume fressen um mitternacht
zigaretten rauchen so stark
dass spinat nichts mehr ausrichten kann
driften wir ab beim tee
und vergessen unsere unterwäsche bei vollmond
lachen trunken über den dinosaurier
gießen blumen mit bier
frauen stehen stundenlang an der brücke
im gefängnis sitzt ihr geliebter
und alles was sie sehen
gitterstäbe und ein taschentuch verwichst
abstrakte situationen
alles wenn ich die scheuklappen mittags auszieh
grelle sonne überall und dunkle schatten von menschen und bäumen
die ich fresse um mitternacht
und zigaretten rauche so stark
dass spinat nichts mehr ausrichten kann



die blanke seele

ich sollte weniger
und mehr bei mir sein
als ausser mir sein
oder in mich gehen
oder mehr vorwärts streben
ich glaub es fehlt mir nicht an tiefe
eher an richtung

aber den weg des herzens ist noch keiner gegangen
und das dickicht von lebenslabyrinth ist so dickicht

also soll mir auch keiner was erzählen
niemand kennt die melodie
die das herz singt.
und es singt sie sehr laut
aber ich bin auch sehr allein im dickicht
und wundere mich kaum
dass sie keiner hört

eigentlich auch wurscht
weil dann kannst so laut und so falsch singen
alles ist doch so scheissegal.
alles was zählt
ist das es sich für mich rund anhört.
die einzelnen resonanzen die andere
zu hören meinen
und nach ihnen sich über mich ein urteil bilden
alles arschficker
rosinenpicker
ich nehm den ganzen kuchen ungeschönt
schlag mir den ranzen mit leben voll
lieg dann allein mit bauchweh rum
oder kotz mich unter leuten aus
und freu mich
was für ein wunderbar traurig lustiges kunstwerk das doch ist
der kuchen
die kotze
das alleinsein
das exzentrisch schöne
die liebe zu denen
denen ich gebe ohne zu zählen
und die blanke seele
in der sich spiegeln farben, licht und schatten.





Donnerstag, 26. Juni 2014

heute oder morgen

heute oder morgen
kaufen oder borgen
kittel oder hosen
lilien oder rosen
kann mich nicht entscheiden
liebe nehmen oder meiden
kappe oder hut
eiter oder blut
gemüse oder fleisch
eier oder laich
spiel oder ernst
links oder rechts
riechts net gut dann schmeckts
setze mich hinweg
suhl mich im dreck
kapuze oder schirm
herz oder hirn
lieben oder leiden
greifen oder meiden
lutschen oder lecken
pussies oder zecken
blütenblätter oder viecherleichen
sollt mir selbst zum glücke reichen.
zufrieden oder nicht
dunkel oder licht
ich geb nicht auf
mach einen drauf
heute oder morgen
mirs glück selber zu besorgen.

Sonntag, 15. Juni 2014

cause i had nowhere else to go

immer wieder diese waschmaschine!!!
hat mir schon blow-jobs mit brasilianern vorm fürstenschloss
arschklappser vom hausmeister
und einladungen vom landeshauptmann eingebracht.
ja, ist schon komisch

und die abflüsse!
die immer verstopfen
wie meine nase montags nach einem durchzechten wochenende
ja, die auch

immer wieder warne ich besuch
den wasserhahn der küche nicht zu stark aufzudrehn
sonst schießt das wasser unten aus der leitung und der ganze küchenverbau ist voller wasser
sehr schwer zu reinigen, da hinter den kästen
auch blöd

dafür war kürzlich oder eigentlich auch schon länger her
ein guter hausfreund da als es mir sehr schlecht ging
und ich viel geweint hab obwohl ich doch meine tage schon hatte
und hat meinen siphon so gut geputzt
dass mit all dem alten haar- und sonstigen dreck auch der meiner seele runter ist
und dann hatten wir sex
und das war sehr schön

ich schildere meine feuchten haushaltsprobleme einem architekten
er meint ich hab ein wasserproblem
ob ich sternzeichen fische bin?

ich fühle mich entdeckt
der fisch hat ein haushaltstechnisches wasserproblem!!

oder ist er in seinem element?!

überall wasser!!!

dafür winden sich hängepflanzen im waschbecken
und geranien hängen an der kaputten duschwand
rosen in der halben kokosnussschale, die meine seifenschale ist
Und Taglilien blühen im kübel, 
in den der wasserhahn meiner Waschmaschine tropft.








Dienstag, 27. Mai 2014

just


das herz schwingt mit

mit der melodie der zeit

die mich küsst


ich verliere mich
in der unendlichkeit

und finde mich wieder

im moment


ein leises flüstern


es ist die uhr meines lebens die tickt

und die lieblich haucht ein


JETZT

Montag, 26. Mai 2014

montag morgen auf der laderampe des lebens

müde aber aufgeregt
steh ich rum auf der laderampe des lebens
und kenn meinen job nicht
hin und da und immer wieder helf ich dinge zu verladen
aber zum mitfahren
hat die begeisterung noch nie gereicht,
nur sehr kurz jeweils
dafür kam ich wie die jungfrau zum kind
und hab somit immerhin eine aufgabe
aber kommen tu ich auch nicht öfter
eher seltener
aber was zum henker soll ich auf der verfluchten rampe?!
mittlerweile ist sie schon sehr behaglich eingerichtet

ich würd fast sagen
so gemütlich hats fast keiner.

ist das ein verhängnis oder ein segen?
es könnte un- oder zufriedenheit nähren,

letztendlich
ist es wahrscheinlich entscheidungssache.




Mittwoch, 21. Mai 2014

sexuelle vorlieben eines küchenkalenders

diese vollen terminplaner!!
das ist ja furchtbar!
denk ich seit ich denken kann.
also halt ich mich an meinen wwf-küchenkalender zum aufhängen
der immer friedlich leere gähnte.

seit einiger zeit nun schon
zieh ich ihn mit mir in der tasche rum
und find das dumm.
denn ohne ihn bin ich aufgeschmissen
und mit ihm sind die tage zerrissen
in arbeit und termine

jeder eintrag nervt mich unsäglich
ich bin doch so gut im müßiggang!

aber das interessiert meinen kalender kein stück.
es ist wohl eine art zwangsheirat von mir selbst arrangiert
und ich würde gut daran tun,
mich in ihn zu verlieben.
die termine sind im großen und ganzen ja doch eher gemütlicher natur.
wanderungen, gartengrillen, geburtstage, orionbesuche und so zeug.

laut hör ich mein i-phone brüllen:
we don't need no paper,
let the motherfucker burn!
burn motherfucker! burn!!

aber meine hand hat die besseren connections zum herzen
und wendet leise aber bestimmt die liebe zum
handschriftlichen manifestieren ein.

mein hirn gebietet ruhe,
so ein lärm!

ich leg mich also mit meinem kalender
gemütlich auf die couch
und frag ihn ungeniert
nach seinen sexuellen vorlieben.
da gibts ja allerhand, nicht wahr.

wir kuscheln also eine weile so rum
und dann gesteht er mir unter erröten:

einläufe, mein schatz, einläufe.




Dienstag, 20. Mai 2014

ich kam, sah, und tauchte unter

ich kam und fand die welt umwunden
vom tod in seiner grellen pracht
doch der qual wurde ich entbunden
und ein fischteich sprang aus der nacht

so schwimm ich dort und dreh meine runden
find ein luftballon und lass ihn fliegen
der fisch mit flügeln tut jetzt alles erkunden
im schwimmen oder fliegen, laufen oder liegen.

Montag, 19. Mai 2014

Bleib immer bei mir

Ich möcht mich ankotzen vor Freude
So wunderschön 
Ist dieser vergoldete Tag
Ein frühlingshaftes Meisterstück von Meisterhand

Wenn ich am Fluss sitz,
Die methadonsüchtigen geben mir Feuer
Und das Polizistenduo grüßt mich freundlich

Das Herz singt so laut meine Melodie 
Dass mein Nachbar bestimmt wieder Anzeige erstatten würde
Wegen fideler Lärmbelästigung 

Also sitz ich in der Wiese 
Von Ameisen milde gequält 
Die mir allesamt in meinen Ausschnitt von Mai fallen

Das Grün explodiert
Die Sonne liebkost mit sanfter Gewalt
Das Herz will weiterziehn
Aber die Seele schreit
Bleib hier, bleib hier, 
Bleib immer bei mir.



Freitag, 9. Mai 2014

badezimmerpoesie

mein bad ist gleich hans wundersam verstaubt
aber dafür sehr grün bepflanzt
und der abfluss fast immer schön verstopft
und die waschmaschine tropft
die duschwand ist hin
aber ich
sitz putzfidel bei hellem kerzenschein
in der badewanne am fenster
rauche
und trinke roten wein
welch glück allein zu sein

okinawa und haiti teil II

ständig passieren plattenverschiebungen
besonders auf haiti
dann gibt es diese furchtbaren beben
und das kenn ich auch
das muss wohl so sein

seit ich das weiss mit okinawa
esse ich weniger
und genieße das wenige mehr.
ich würd jetzt gern sagen
dafür hab ich mehr sex
aber das wär auch verlogen
und ich hab schon einen schrank voll mit sachen
die die behörden nicht wissen dürfen
also geb ich mir mühe
leise zu laufen
und selten mein handy zu benutzen
und mir stets gut die zähne zu putzen

also ich hab ja des öfteren plattenverschiebungen
aufspalten und vereinigen war schon immer mein ding
und ein beben war auch
und jetzt sind wir wieder bei haiti
wo nepalesische UN-Truppen die Cholera einschleppten
vorher war die nämlich ausgerottet auf haiti
und jetzt haben sie mehr cholera als in afrika

STOP!! ZURÜCK!!!
ich will keine blauhelme!!
plattenverschiebung ok
beben ok
cholera ist wie verliebtsein
und es lässt sich aushalten
auch wenn es nur sehr selten erwidert wird
sonst wären wir ja im paradies

sind wir aber nicht
sondern wir sind auf haiti
besonders MEIN herz

und es wird sehr oft gebeutelt und geschüttelt
weil es eine seltene sprache spricht und immer in bewegung ist
und manchmal auch ein bisschen cholera

aber einem starken organismus macht ein bisschen cholera nix aus
1 liter orangensaft mit salz und zucker
und du bist wieder fit im schritt

und wenn es zuviel rüttelt und schüttelt
cross the border
mein herz ist eine geteilte insel
und auf einer seite ist immer ruhe
komme was wolle
plattenverschiebung hin oder her.



travel impressions feldkirch-istanbul by train


Impressions of my journey to the sunrise of my soul

travelling feldkirch, austria – istanbul, turkey by train


1.     Station, Bahnhof Feldkirch, 4.10.2013, 00:10

Bin voll auf den Zug gerennt. Komm um 00:10 beim Bahnhof an.
Einige Taxifahrer stehen müde rum und rauchen Zigaretten.
Zwei sehr aufgedonnerte Mädchen kommen aus der Bahnhofshalle.
Die mit den schwarzen Haaren und dem breiten  Gürtel schreit wie ein    Marktschreier in den leeren platz: hat villicht amol irgendwer was zum kiffen do?!?!?!?!!!!
Also gut.
Ich geh rüber und schenk den Mädchen mein halbes Säcklein.
Die beiden flippen total aus vor Freude.
00:16, der Zug fährt ab, ich freu mich auch.

2.     Station, Wien, du altbackener Windhund

Große Städte machen mich traurig, wenn sie kalt sind. Und do ist es saukalt. Die Leute hudeln mehr. Hier ist kein Meer. Dafür ein loada Kellner, der mir ein kleines Bier um 3,75 € im Cafe Westend verkauft.
Heast, des is aba a krasse abzocke! Versuch ich mich auf wienerisch und lache. Wenn Leute load sind, werd ich lustig. Wenn Leute hudeln, schaltet sich meine Gangart auf wippend-schlendern runter.
Wieder draussen: ein Mann verdünnt seinen Vodka mit Eistee.
Diese Süchte!!!!

Heast, in dem gschissnen Wind konnst ned amol gscheid an Dübel baun.


3.     Station, 5.10.2013, im Schnellzug Transsylvania (Budapest keleti - Sibiu, Rumänien)

Bin heut um 4:45 aufgestanden. Party dauerte immer noch.
Totale Verwüstung der einst so hübschen Altbauwohnung.
Diese Studenten! Prutal!!
Bin um 12 ins Bett, ständig Leute reingekommen.
Egal jetzt.
Durch einen Tränenschleier scheint mir Sonne ins Gesicht.
Die Leute starren mich an. Mir ist alles wurscht.
Mein Herz ruckelt mit dem Rythmus vom Zug, Gedanken streben gleich Gleisen vorwärts in ein mir unbekanntes Land.
Tränen strömen donaugleich gen Osten.
Gesprengt werden Ketten, die rosten.

Landschaftlich ganz anders. Flach.
Wenig Straßen, viele Zäune.
Helle Wälder, das mag ich. Ob es hier Luchse gibt?!
Auf jeden Fall Wollgras oder so.
in meinem Herzen ein floh, der flüstert:
Schau raus, wie trostlos!
Alte Häuser am Bahndamm, verdorrter Mais im Garten,
Landschaft deiner Seele, komm wein ein bisschen.
Stoppelfelder meiner Kindheit. Was erwartest du noch vom Leben?!
Will wieder lachen! den salzigen Geschmack der Tränen vergessen,
die tote Schwalbe auf dem Balkon.
Die Traurigkeit ist mir ein zu weites Kleid.
.........................
Ein großes Storchennest!! Na bitte!! UND ein Meilenstein mit einer römischen Fünf. Na, wer sagt’s denn!
JETZT STECK NICHT GLEICH DEN KOPF IN DIE PUSZTA!
AM ABEND BIN ICH IM GARTEN DER KARPATEN. ALLE HOFFNUNG IST GRÜN.
ICH BLEIBE KÜHN.
Frauen mit langen, weiten Röcken die reiten.
Lass dich von deinem Herzen leiten.
Kinderwäsche am Gartenzaun. Felder von Sonnenblumen verdorrt, lassen ihre Köpfe hängen wie Teddybären.
Ich bleibe kühn.
Wie ein Thor renne ich aufs Spielfeld der Liebe, jeder neue Anpfiff lässt mich alles vergessen.
ICH bin der erste Mensch, der sich das erste Mal verliebt.
...........................
Ein Mann arbeitet aufm Feld. Frag mich was!! Das Feld ist riesig. Maisstoppelfeld.
Dann Graugänse!!
Es geht wieder weiter mit verdorrten Sonnenblumen, sie strecken ihren toten Schädel der untergehenden Sonne entgegen.
............................
War grad aufm Klo Tampon wechseln.
Hab vergessen mir die Hände zu waschen. Überlege, ob mir das was ausmacht.
Ach woher!
Ich schmier die Finger beim Vorhang ab.
Ist ja immerhin der Schnellzug Transylvania!!
Gruselexpress quasi. Hihi.
.........................
Potthässliche 80er Jahre Bausünden säumen die Gleise. Zusammengezimmerte Hütten, eine Frau kocht im Freien.
Eine Katz wartet vorm Mauseloch.
Eine bombastische Mauer um ein winziges Betonverlies mit linienförmig angeordneten Bäumen drin. Seltsam das alles.
Ganze LKW-Fuhrhäuser und andere Fahrzeugteile spießen als skurille Skulpturen den grauen Himmel auf.
Die Wiese hat eine seltsame Farbe.
Sowas wie braun-blassgrün-grau.
Massenhaft Stromleitungen. Straßenköter. Betonpfeiler.
Und Berge von verrosteten Metalldrähten.
Noch mehr Depots von Baumaterial. Swietelsky hat ein Werk hier.
Dann braun-weiß gefleckte Kühe.
Verdorrte Felder. Stoppelfelder. Umgegrabene Felder.
Traktoren, die eine Staubwolke hinter sich herziehen.
komm mir vor wie im Film über die letzten sieben Tage des Menschen.
........................
Hinter mir hört jemand laut Super Trouper von ABBA. Was für ein geiler Reisesoundtrack. Hab meinen i-pod aus eben diesem Grund bewusst daheim gelassen. Authentische akustische Kulisse.
..........................
Wowowowowow!
Ein Friedhof!!! Original Dracula - Style. Mit kleiner Kapelle. Sehr stilecht.
noch mehr um 24 uhr. Tod pur.

Zwei Kühltürme. Habedieehre! Hat Rumänien Atomkraft?!
Wahrscheinlich schon.
Viele große Zucchini und Kürbisse in den Gärten, muss vom Atom kommen.
Krasse Scheisse! Was für eine fette Fabrik!
Viel LKW’s. Stromumspannwerk, der Größe nach für ganz Rumänien, es ist riesig!
Und schon wieder diese zwei Rohre. Seh ich schon seit wir in diesem Land sind.
Komisch, komisch.
Heruntergekommene 24-stunden Raststätten. Alle geschlossen.

Verdorrtes Gras, drei Fabrikstürme.
Mülldeponie gigantisch.
Eine Schafherde mit schwarz angezogenem Schafhirt mit Stock!!!
Kann mich mal wer kneifen, bitte?!

Jedes Haus ist verfallen, wenn nicht ganz, dann halb. Hühner rennen am Gleis daneben, wollt ihr überhaupt noch leben?!
Kinder stehen am Bahnhof und winken dem Zug nach. Ich winke wie geistesgestört zurück.
Ein Mann steht vor dem Sonnenuntergang, hinter ihm umgegrabene Felder.
Er hat einen Stock in der Hand. Mit der anderen Hand nimmt er einen schluck aus einer kleinen Flasche. Recht hat er!!!
Ich fühl mich furchtbar und wein wieder .


4.     Station: Sibiu, Transsylvanien, Rumänien

Unglaublich. Nach 15 stunden Fahrt stolpere ich im Dunkeln aus dem Zug.
Mit vier anderen Gestalten, die in Tücher gehüllt und mit Taschen bepackt, flink und zielsicher auf ihrem Weg in die warme, transsylvanische Stube sind.
Ich blicke mich um, weiter vorne ein kaum beleuchteter Bahnhof, ich in der dunklen Peripherie davon. Stillgelegte Waggons, Schienen, Ersatzteile.
es ist kalt und ich hab keinen Schimmer.
Vor dem Bahnhof stehen Taxis rum, ich widerstehe der Versuchung, die Fahrer schauen mir nach.
Diese dunkle Bahnhofsgegend, beschließe ich, ist kein guter Platz für eine junge Frau und so lauf ich Zielstrebigkeit vortäuschend ins Ungewisse.
Taumle durch verwinkelte Gässchen, den Rythmus vom Zug in den Knochen, Leere im Herzen und die Dunkelheit im Nacken.
Ich finde mich vor einer braunen Holztür wieder, das Schild „Felinarul“, was soviel wie „Laterne“ heisst, verspricht Licht ins Dunkel.
Ich klingle und warte auf Graf Dracula.

Ein kleiner, lustig dreinschauender Mexikaner, der soeben das Telefongespräch mit seiner Großmutter beendet, zieht mich in den Innenhof rein.
Was Felinarul heisst, hält es auch.
Gemütliche Holzgarnituren unter Weinlauben, überall Laternen.
Ich öffne eine Tür und hell blendet mich, was sich vor mir auftut.

In der warmen, heimeligen Küche werde ich von fünf jungen Männern empfangen, herzlich wäre untertrieben. Es wird gekocht und gegessen, gesungen, gelacht und getanzt. Das rumänische Bier fließt aus 2,5 liter flaschen UND Palinka, der rumänische Pflaumenschnaps. Knapp 70 % alc. For sure.
Später statten wir der Bahnhofsperipherie nochmals einen Besuch ab und verschönern sie mit etwas Graffiti.
Wir landen in einer Karaokebar, wo ich voller Inbrunst, Palinka und starkem Tabak vom harten Leben in Transsylvanien, unerfüllter Liebe oder was weiss ich was auf rumänisch singe.
Diese herzsommerliche Nacht wird als Erfolg verbucht.
Ich wache auf, noch immer ein wenig alkoholselig mit Farbe am Finger.
Neben mir ein hübscher, blasser junger Mann.
Halbnackt und barfuß tappe ich durchs Dormitorium in die Toilette.
Auf meinem Hals entdecke ich ein rotes Mal.
Verdammt!!
Dacht ichs mir doch!!!

5.     Station, 11.10.2013, Bukarest, Rumänien

Um elf Uhr nachts komm ich in Bukarest an.
Widerstrebt eigentlich meinem Single - Reisegrundsatz, ging aber nicht anders.
Es ist schweinekalt und viele Leute kuscheln sich an die feuchten Mauern des Bahnhofs, der sogar im Dunkeln noch ungemütlichen Kommunismus ausstrahlt. Die Ärmsten liegen in Lumpen und Nylonsäcken rum.
Ich lauf weiter, weil heimelig fühlt sich das alles nicht an.
Straßenköter jagen mich in dunkle Innenhöfe rein.
Mir  klopft das Herz bis zum Hals, scheissunheimlich.
Schlussendlich find ich eine Bleibe. Bin der einzige Gast.
Ich find das seltsam.
Mit dem jungen Burschen der schäbigen Unterkunft fang ich an Karten zu spielen.
Er geleitet mich dazu in den Dachboden des Hauses, wo weiße Leintücher an Schnüren hängen und es nach alten Büchern riecht.
Ein Bett steht auch darin.
Alter Schwede! Der Bursche ist mindestens 10 Jahre jünger als ich! 
Es kommt, wie’s kommen musste:
Er fragt ob ich eine Massage möchte, und laut lache ich heraus.
Ich hab noch nie wen entjunfert und belass es dabei.
Auf  dem Weg ins Bad erhasche ich noch einen blick die Treppe runter und sehe die Tochter des Hauses, eine uranständige Frau in den frühen 20ern mit Faltenrock bis zum Boden, Bluse mit Rundkragen und hellbraunem Rossschwanz, wie sie mit dem bestimmt 70jährigen türkischen Hauswart (???) rummacht.
Diese Spelunke ist schon schräg.
Wenig später schlüpf ich ins Stockbett meiner Wahl, der ganze Schlafsaal für mich allein.
.........................................................
12.10.2013, Bukarest, Zentralbahnhof

JESUS FUCK!!!! Wo ist mein Zugticket?!?!?!?!
Wo ist mein verdammtes scheiss Ticket nach Istanbul?!?!?!??!!!!!
Feldkirch-istanbul EIN (!!!) zugticket, kam mir gleich verdächtig gefährlich vor.
Und ich mit meiner immer zu knapp berechneten Reisekasse, alles Geld im Hosensack, auf der Bank kein müder Cent!!!! Verdammte Scheisse!!!!
Okay, bleib ruhig. Bleib ruhig mein Kind. In dürren Blättern säuselt der Wind.
I habs doch immer in der Seitentasche der Handtasche gehabt, zusammen mit dem Pass!! Ich räum die ganze Tasche aus.
Ich durchsuch meinen Rucksack, obwohl ich genau weiss, dass ichs dort bestimmt NIE hingesteckt hab.
Verflucht, es ist weg.
In 14 min. fährt mein Zug.
Okay.
Wo war ich überall?? Ha!!! In schätzativ 47 Läden zwecks Massiv-proviantbeschaffung für die 17- stunden Fahrt.
Fuuuuuuuuuuuuuuuuck!!!
Okay. Okay.
Ich geh zum letzten räudigen Cevapcici-Stand wo ich vorhin noch gechillt Kaffee getrunken hab.
Panisch stier ich den Verkäufer an. Ist es derselbe wie vorhin??
Keine Ahnung. In gebrochenem rumänisch-franko-spanglisch keuch ich nach meinem Ticket. Er glotzt aus runden Glubschaugen ein Loch in die Ferne.
Dann-
In Zeitlupe, nein, noch langsamer, greift seine Hand hinter die Kaffeemaschine.
Mein Ticket, mein Tickeeeeeeeeeeeeeeeet!!!!!!!!!!!!!!!
Ich gib ihm den ersten Schein der mir in die Finger kommt, in die zittrigen. Merci. Merciiiiiii!!!!!
Ich deut eine Kniebeuge an und falte die Hände zu einem thailändischen Dankesgruß.
I suck your dick now or later?!?!
Immer noch zittrig wutzel ich mir eine Zigarette zusammen und stürz in den verbleibenden acht Minuten einen halben liter relax-dosenbier runter.
2 Minuten bevor der Zug abfährt sitz ich drin.
Leben, Leben!!!! Du bringst mich ins schwitzen and i love it.




6.     Station, 13.10.2013, Istanbul, Türkei
Nach 9 Reisetagen und 52 stunden im Zug komme ich in Istanbul an.
Noch nie im Leben bin ich sowas von ANGEKOMMEN.
Hinter Moscheen und Zitadellen geht die Sonne für mich auf.
Fischer stehen am Bosporus Spalier für mich.
2(!!!) Meere und 2(!!!) Kontinente liegen mir zu Füßen.
Möwen umkreisen mein Haupt.
Ich werde gefeiert wie eine Heldin.
Man schenkt mir Chai, Sesamkringel und Turkish delight.
Istanbul, du Schöne.
Rein und geläutert leg ich mich zu dir ins Bett.
Schon vor meiner Ankunft hast du mich geschwängert,
Und unter frohlocken gebäre ich mein Leben neu.